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Sächsischer Verkehrsdialog: Das Blech wird elektrisch, bleibt aber heilig

Manchmal fährt man zu Kongressen, weil man sich einen gesicherten Blick in die Glaskugel erhofft. So geschehen gestern in Dresden. Ich wollte beim 3. sächsischen Verkehrsdialog hören, wie die Zukunft von Verkehrssystemen in Sachsen aussieht. Schließlich wissen wir alle, dass die Blechlawine mehr und mehr zunimmt. Was für uns zwei Dinge bedeutet: 1. Wir werden nie genügend Parkraum schaffen, um dies aufzunehmen zu können. 2. Eine solche, allwöchentliche Lawine führt den Grund ad absurdum, uns zu besuchen, denn ein staatlich anerkannter Erholungsort sollte sicher etwas anderes sein, als ein großer Parkplatz. Leider aber war die Veranstaltung eher eine Festschreibung des Iststandes. Ja, wir wollen elektrifizieren. Ja, die Telematik sorgt dafür, dass Individualverkehr und Straßenbahnen künftig besser fließen und Energie sparen werden. Weltspitze sicher und unbestritten. Das aber war es dann schon mit Zukunft. Und ehrlich: Ich hatte mehr erwartet. Sicher ist es ein Unterschied, ob in Spitzentagen 5000 bis 6000 Fahrzeuge unsere Stadt nicht mehr von Verbrennungsmief begleitet, sondern hybrid oder elektrisch getrieben erreichen. Die Systemkosten für unsere Stadt allerdings bleiben die gleichen. Denn die Infrastruktur müssten wir eigentlich für solche Spitzenwerte vorhalten. Bei Baukosten von 3,5 bis 5 TEUR pro Stellplatz und einer Spitzenlast von 5 000 Fahrzeugen sprechen wir schnell von einem zweistelligen Millionenbetrag. Von Betriebskosten und Reparaturen mal abgesehen. Diese Summen kriegen wir nicht einmal über Parkgebühren refinanziert, denn die Flächen würden die meiste Zeit einfach leer stehen. Sicher ist das eine Schwarzweissrechnung. Dennoch zeigt sie in die richtige Richtung. Verkehrsvermeidung ist angesagt. Und dies geht nur über vernetzte Verkehrssysteme, die attraktive Angebote machen und sowohl preislich als auch qualitativ eine echte Alternative zum Auto darstellen. Wir werden in Zukunft an Angeboten arbeiten müssen, die echte Alternativen sind. Wir denken über Vernetzungen nach. Beispielsweise über ein Verbundticket Erzgebirgsbahn, Drahtseilbahn und eBike hier vor Ort. Alles buchbar als Paket über das Fremdenverkehrsamt und die Partnereinrichtungen. Sicher ist dies Zukunftsmusik aber ich denke, es wäre ein Ansatz der gerade für unsere Stadt eine Aufwertung bedeuten würde. Und eine Alleinstellung dazu. Und so ganz unmöglich erscheint dies nicht. Wir werden sehen. Und diese Frage betrifft nicht nur den touristischen Verkehr. In einer Stadt mit fünf Ortsteilen und einem steigenden Altersdurchschnitt ist der Individualverkehr für die tägliche Versorgung und das Miteinander auch keine wirkliche Antwort. Auch hier müssen wir Angebote schaffen, die Menschen mobil halten, wenn sie es selbst nicht mehr bewerkstelligen können oder eben auch nicht mehr wollen. Und gerade letzteres ist ein Trend, der gerade bei jungen Menschen immer mehr Zustimmung findet. Nutzen statt besitzen. Carsharing und Co. sind hier in urbanen Räumen bereits etabliert. Und auch der öffentliche Nahverkehr muss wieder auf- und ausgebaut werden. Mit Modellen, die dies auch finanzieren können. Vielleicht kann man auch hier neue Wege gehen. Beispielsweise über eine Art Monatskarte, die Interessenten kaufen können, um kombinierte Angebote aus Bus, Bahn, eBike oder Carsharing nutzen zu können. Je nach Belieben. Wenn man so will ein Genossenschaftsmodell für den Nahverkehr. Wir reden gerade viel mit Partnern und Anbietern. Es sind alles langfristige Fragen. Aber auch die muss man irgendwann angehen. Sicher ist: Wir müssen Antworten finden, wenn wir die Lebensqualität barrierefrei, umweltverträglich und altersunabhängig in der ländlichen Region erhalten wollen. Wie heisst es derzeit? Umparken im Kopf! Guter Claim aber leider auch von einem grossen Autohersteller.

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